„Zuerst wurde Mauritius geschaffen, dann das Paradies. Aber das Paradies war nur eine Kopie von Mauritius“ schrieb Mark Twain vor gut 100 Jahren. Der berühmte Schriftsteller hat sich nicht getäuscht. Bizarre Bergspitzen, palmengesäumte Traumstrände, farbenprächtige Korallenriffe, türkis schimmernde Lagunen: Mauritius, die Trauminsel mitten im Indischen Ozean, erfüllt alle Sehnsüchte nach immerwährendem Sommer und zauberhafter Landschaft.
Nach der letzten Volkszählung von 1997 zählte Mauritius etwa 1,13 Millionen Einwohner. Mit fast 550 Menschen pro Quadratkilometer gehört die Insel zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Erde. Ein Großteil der Bevölkerung – etwa 45 Prozent – konzentriert sich aber in den Städten Port Louis (140 000 Einwohner), Beau Bassin (95 000), Vacoas (92 000), Curepipe (75 000), Quatre Bornes (72 000) und Mahébourg (20 000). All diese Menschen gehören den unterschiedlichsten Volksgruppen, Sprachfamilien und Religionen an.
Viel bemerkenswerter als die Zahl der Bewohner von Mauritius ist die Art ihres Zusammenlebens. Denn die Mauritier bilden das Musterbeispiel einer funktionierenden multiethnischen Gesellschaft. In der kleinen Welt von Mauritius leben die Nachfahren von Europäern, Afrikanern, Indern und Chinesen ohne etwas von ihrer Kultur, ihrer Sprache oder ihrer Religion preiszugeben friedlich, tolerant und in gegenseitigem Respekt nebeneinander. Sie sprechen kreolisch, französisch, englisch, chinesisch und nicht weniger als sechs verschiedene indische Sprachen wie Hindi oder Urdu. Sie verehren Jesus, Mohammed, Buddha oder Shiva sowie andere Bewohner des hinduistischen Götterhimmels. Außerhalb von Mauritius müsste man schon eine Weltreise unternehmen, um so viele Kulturen in nur einem Urlaub zu erleben.
Ausfahrt zu unserem ersten Tauchgang vor traumhafter Kulisse
Martello Tower in La Preneuse
Martello-Turm werden 164 kleine runde Befestigungen genannt, die das britische Empire primär zwischen 1804 und 1814 zur Zeit der Napoleonischen Kriege errichtete.
Die Form und Dicke der Mauern schützte gegen Kanonenfeuer angreifender Schiffe. Die in glatt verputztem Ziegelmauerwerk ausgeführten englischen Martello-Türme verjüngen sich in der Höhe leicht.
Die Türme haben zwei Ebenen: Die Lagerebene zur Aufnahme von Munitions- und Lebensmittelvorräten und die Quartiersebene mit Ruhemöglichkeiten für die Mannschaft. Beide Ebenen waren fensterlos und wurden über das Dach be- und entlüftet
Martellos standen so nebeneinander, dass sie überlappende Schussfelder hatten, damit jeder Angriff von See her abgedeckt werden konnte.
Auf dem Weg zum Wasserfall von Chamarel bei 40°C im Schatten und 100% Luftfeuchtigkeit
Mitten im Dschungel stürzt der Rivière St. Denis abrupt als Cascade Chamarel 90 Meter in die Tiefe. Zerklüftetes Felsgestein teilt den höchsten Wasserfall von Mauritius in mehrere silberne Schärpen, die sich in einem tiefen Bassin sammeln.
Naturwunder Terres des Couleurs
Im Hinterland der Südwest-Küste erstrahlen die Erdhügel der Terres des Couleurs bei richtigem Sonnenstand in einer ganzen Palette von Farben: ocker, gelb, lila, rosa, rot, rotbraun – ja sogar blau leuchtet die Erde. Die Wissenschaft hat für dieses einzigartige Naturschauspiel keine rechte Erklärung – man vermutet, dass verschiedene Mineralien vulkanischen Ursprungs dahinter stecken. Abgefüllt in Glasröhrchen ist die „Bunte Erde“ ein beliebtes Souvenir. Angeblich sortieren sich die Sandkristalle nach jedem Schütteln von selbst auf mystische Weise wieder in der ursprünglichen Farbordnung.
Südöstlich des höchsten mauritischen Berges „Piton de la Petite Rivière Noire“ bietet die Plaine Champagne, eine rund 740 Meter hoch gelegene Ebene, ein grandioses Panorama.
Links – die Alexandra Falls
Die Rochester Falls und Kap Gris-Gris
In der Nähe des reizvoll an der Steilküste gelegenen Städtchens Souillac im Süden von Mauritius stürzen die eindrucksvollen Rochester Falls 15 Meter in die Tiefe. Wie glänzende Bäche aus Silber ergießen sie sich über bizarr geformten Basaltsäulen, die an überdimensionale Orgelpfeifen erinnern.
Südlich der tosenden Rochester Falls versetzt das Kap Gris-Gris Besucher ans Ende der Welt. Denn jenseits des südlichsten Zipfels von Mauritius, einer wilden Steilküste, liegt – in einigen tausend Kilometern Entfernung – nur noch die Antarktis. Nicht nur die Aussicht auf die endlose See ist hier phantastisch. Wenn die Wellen hoch genug schlagen, meint man plötzlich ein Schluchzen zu hören. La Roche qui pleure – weinender Fels – nennen die Einheimischen daher die bizarr geformte Lavaformation am Südkap. Aber so verlockend das Panorama auch sein mag: Wegen der Strömungen und hohen Wellen gehört das Kap zu den ganz wenigen Küstenabschnitten von Mauritius, an denen das Baden verboten ist.
Über die Herkunft des Namens Gris-Gris zerbrechen sich übrigens die Gelehrten die Köpfe. Ob ein gleichnamiger Voodoo-Zauber hier praktiziert wurde oder nur das Hündchen eines Kartografen Pate stand, wie eine andere Legende sagt – dem Betrachter, der einfach nur ein beeindruckendes Naturschauspiel genießen will, kann es gleich sein.
Steinfische sind Meister der Tarnung und auf den ersten Blick könnte man sie für einen veralgten Stein halten.
Der Botanische Garten von Pamplemousses
Auf dem Weg von Port Louis zur exotischen Strandidylle des Nordens empfiehlt sich unbedingt ein Abstecher zu den Botanischen Gärten von Pamplemousses im Hinterland der Nordwestküste. Der herrliche Park schillert in allen Farben der Tropen. Palmenalleen und verschlungene Pfade unter Banyan-Bäumen mit ihrem phantastischen Wurzelgeflecht laden zu ausgiebigem Lustwandeln ein.
600 Pflanzenarten aus aller Welt wachsen in dem 37 Hektar großen Garten Eden. Bis zu 300 Jahre alte Bäume sind im ältesten botanischen Garten der südlichen Hemisphäre beheimatet. So manche Berühmtheit pflanzte in Pamplemousses ein Bäumchen, darunter Indira Gandhi oder die englische Prinzessin Margaret. Mit viel Glück kann man hier auch eine der Sternstunden der Botanik erleben: die Blüte der Talipot Palme. Dieser höchst exzentrische Baum geizt so sehr mit seinen Reizen, dass er nur ein einziges Mal in rund 60 Jahren sein leuchtend gelbes Blütenkleid entfaltet, bevor er das Zeitliche segnet.
Eine weitere Attraktion der Gärten von Pamplemousses sind die Riesenschildkröten, die früher auf ganz Mauritius heimisch waren.
Epilog
In diesem traumhaften Urlaub mit der genau richtigen Mischung aus Tauchen, Faulenzen und die Insel erkunden, fehlten mir am Ende nur noch zwei Dinge: ein guter Whisky, vorzugsweise den Single Malt „Aberlour a`bunadh“ (gälisch: Das Original) und eine kubanische „Romeo y Julieta“.
Sehet auch das Paradies ist verbesserungswürdig!